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Diversity – loyal oder egal?

Teengeist-Umfrage zu Diversität und Diskriminierung bei der Gen Z

fischerAppelt News

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In diesem Sommer wehen die Regenbogenfahnen wieder viel sichtbarer. So feiern nach zwei Jahren Corona-Pause wieder hunderttausende Menschen in Deutschland CSD-Paraden. Sogar die Bässe der Loveparade knallten wieder, diesmal unter dem Motto „Rave the Planet“ – das erste Mal seit zwölf Jahren. Der Kampf für mehr Diversität hat endlich wieder eine große Bühne. Passend dazu hat unser Teengeist-Team den Pride Month Juni genutzt und die Gen Z mit Appino  und W&V  nach ihrer Meinung gefragt. Die Ergebnisse sind ebenso erstaunlich wie erschreckend.

Diversität und Diskriminierung: So sehen Teens die Gesellschaft

Wie „divers“ fühlt sich die Gen Z?

Zu Beginn einer Analyse zum Thema Diversität stellt sich zunächst die Frage: Wie „divers“ fühlt sich die Stichprobe mit Blick auf ihre sexuelle Orientierung? Ergebnis: schon ein bisschen. So hat knapp die Hälfte (48 Prozent) der Teens angegeben, sich als weiblich zu identifizieren. Männlich fühlen sich dagegen rund anderthalb Prozent weniger. Dahinter verteilen sich die Antworten relativ gleichmäßig auf „Trans male“ (1 Prozent), „Trans female“ (1 Prozent), „Gender non-conforming“ (1 Prozent) oder „Andere Identität“ (1 Prozent). Der Rest wollte darauf nicht antworten. Darüber hinaus orientiert sich die große Mehrheit (70 Prozent) heterosexuell. Acht Prozent gaben an, bisexuell zu sein. Knapp fünf Prozent beschreiben sich als homosexuell, 4 Prozent als pan- und 1 Prozent als asexuell. Etwa jede:r Zehnte machte dazu keine Angaben.

Vielfalt für Teens – bedeutsam oder belanglos?

Wie die Gen Z ihr Geschlecht identifiziert oder sich sexuell orientiert, ist damit klar. Aber wie wichtig ist ihr überhaupt ein bewusster Umgang mit Diversität im Alltag – also über Geschlechterdebatten und sexuelle Orientierung hinaus? Auf jeden Fall hat Diversity für die junge Generation eine große Bedeutung. Immerhin fast zwei Drittel (61 Prozent) der Heranwachsenden geben an, dass dieses Thema für sie eher wichtig bis sehr wichtig ist. Vollkommen egal ist es dagegen nur 12 Prozent. Deutlich weniger Einigkeit herrscht dagegen bei der Frage, ob Diversität von der Gesellschaft ausreichend vorangetrieben wird. Das Meinungsbild ist zweigeteilt: Während 52 Prozent finden, es wird gesellschaftlich genug getan, behaupten 47 Prozent das Gegenteil. Auffällig ist, dass Jungs die Gesellschaft hier etwas besser aufgestellt sehen als Mädchen.

Doing for Diversity – gut gemacht oder nur gut gemeint?

Bei solch einer unterschiedlichen Bewertung lohnt sich wohl ein Blick auf die Frage, wo das Engagement in unserer Gesellschaft schon groß ist – und wo Nachholbedarf besteht. In den Bereichen Musik (66,1 Prozent), Medien (65,6 Prozent) und Mode (62 Prozent) sehen die Teens das Thema bereits gut verankert. Von Wirtschaft (48 Prozent), Politik (48 Prozent) und Sport (37 Prozent) kommt laut der Teens auf jeden Fall noch zu wenig Einsatz für die Vielfalt. Dazu passt auch, dass 85 Prozent der Befragten keine konkrete Marke oder kein spezielles Unternehmen einfällt, wenn sie an Diversity denken.

Ein Eindruck, an dem auch das Engagement vieler Unternehmen während des Pride Months nichts geändert hat. Denn obwohl es mittlerweile zahlreiche Kampagnen gibt, fallen Teens doch immer wieder die allzeit beliebten Marken wie Nike (13 Prozent), Adidas (6 Prozent) oder Nivea (5 Prozent) ein. Auch die TV-Show „Germany’s Next Topmodel“ (3 Prozent) wurde genannt. Als Ursache dafür geben die Teens an, dass diese Marken öffentlich zu dem Thema kommunizieren (44 Prozent), die Medien in dem Zusammenhang über sie berichten (30 Prozent) oder diese Meinung im Umfeld der Befragten besteht (24 Prozent). Immerhin: Nur jedem vierten Teen ist während des Pride Months ein Unternehmen negativ aufgefallen. Die Richtung, in die sich die Wirtschaft bewegt, scheint also zu stimmen.

Diskriminierung – alles eine Frage des Einkommens?

Obwohl noch kräftig Nachholbedarf besteht, sind einige Bereiche von Diversity laut Gen Z auch schon in das gesellschaftliche Leben integriert. So sehen die Befragten Faktoren wie etwa das Alter, die sexuelle Orientierung oder Identität bereits gut in der Gesellschaft verankert. Bei der gelebten Diversität in Bezug auf Religion und Weltanschauung sowie ethnischer Herkunft und Nationalität ist laut Umfrage noch einiges an Rückstand aufzuholen. Gleiches gilt für geistige und körperliche Fähigkeiten, die im Ranking direkt dahinterkommen.

Besonders erschreckend mit Blick auf die gesellschaftliche Akzeptanz „diverser“ Lebensweisen ist das Thema Diskriminierung. So ist die Mehrheit der Teens (61 Prozent) bereits abfällig behandelt worden – etwa wegen ihrer geistigen oder körperlichen Fähigkeiten (19 Prozent), ihres Alters (18 Prozent) oder ihrer ethnischen Herkunft, beziehungsweise ihrer Nationalität (16 Prozent). Auffällig häufig haben die Jugendlichen bei dieser Frage Antworten ergänzt, die nicht zur Auswahl standen. So waren laut ihrer Kommentare Äußerlichkeiten wie das Aussehen, das Gewicht oder die Körpergröße Auslöser für Diskriminierung. Aber auch das Geschlecht, Charaktereigenschaften oder Verhaltensweisen sind in den Nachrichten aufgeführt worden. Allerdings scheinen Probleme dieser Art auch eine Frage der Finanzen zu sein. So seien Teens aus Haushalten mit einem hohen Einkommen insgesamt weniger von Diskriminierung betroffen.

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