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Virtuelle Influencer:innen: Eine glaubwürdige und sinnvolle Alternative?

Wir zur Lage der Kommunikation – alles tbd. Heute: Katrin Joppig über virtuelle Influencer:innen.

Katrin Joppig

Katrin Joppig

Business Director Influencer Marketing

Emotionen, Persönlichkeit und Authentizität machen Influencer:innen erfolgreich. Doch was ist mit virtuellen Influencer:innen? Können sie glaubwürdig sein? Und stellen sie eine vielversprechende Alternative zu menschlichen Influencer:innen dar?

Auf Instagram positioniert sich „Lil Miquela” unter anderem politisch mit Statements zu #BlackLivesMatter, „Noonoouri” modelt für das Cover der Vogue, „Liam Nikuro” postet ein Selfie mit Popstar „The Weeknd”, „Shudu” gilt als das erste digitale Supermodel und „Imma” zeigt ihren Follower:innen, wie sie ihre mit IKEA-Möbeln eingerichtete Wohnung aufräumt. Ein ganz normales Leben von Influencer:innen? Wohl eher nicht!

Die oben genannten Profile sind keine echten Menschen. Sondern Kunstfiguren, sogenannte virtuelle Influencer:innen. Sie geben den Anschein, Mensch zu sein – in Wirklichkeit sind es aber Figuren, die nach den Vorstellungen ihrer Schöpfer:innen kreiert und kontrolliert werden. Auf den ersten Blick sind diese virtuellen, computergenerierten Charaktere nicht von realen Personen zu unterscheiden. Genauso wie ihre menschlichen Kolleg:innen posten sie regelmäßig Beiträge und teilen ihr täuschend echtes, künstliches Leben auf Instagram und TikTok.

Können virtuelle Influencer:innen glaubwürdig sein?

Doch wie sieht es mit der Glaubwürdigkeit virtueller ­Influencer:innen aus? Werfen wir zunächst einen Blick auf ihre menschlichen Kolleg:innen. Deren Glaubwürdigkeit und Erfolg basieren auf ihrer Persönlichkeit und Nahbarkeit, dem Gewähren von Einblicken in ihre Gefühlswelt, stetiger Interaktion und dadurch entstehender emotionaler Bindung zu ihren Follower:innen.

Virtuelle Influencer:innen bilden genau dies nach, in dem sie viel Wert auf „Menschlichkeit” legen . Beispielsweise durch das Zeigen menschlicher Charakterzüge oder dem Posten authentisch anmutender Bilder, auf denen sie auch mal nicht zu hundert Prozent perfekt getroffen sind. Durch den direkten regelmäßigen Austausch mit ihrer Community bauen sie zudem Bindungen zu ihren Follower:innen auf und schaffen es so, Authentizität in ihrer eigentlich künstlichen Welt zu vermitteln. Auch ihre datenbasierten Insights (Follower-Wachstum, Audience Credibility, Audience Reachability, Engagement Rate, etc.) sind nach unseren stichprobenartigen Checks mittels Analyse-Tool mit den Werten real existierender Influencer:innen gleichzusetzen und erreichen ebenfalls starke Ergebnisse.

Bei den User:innen kommen die künstlichen Charaktere mit ihren täuschend echt animierten Lebenswelten also offenbar auch sehr gut an und werden als glaubwürdig wahrgenommen.

Liam, Shudi & Co – die besseren Markenbotschafter?

Dass dies auch Marken bereits so sehen und für ihre Kommunikation nutzen wollen, zeigt die Zunahme von Kooperationen mit virtuellen Influencer:innen auf internationaler Bühne . So werden virtuelle Influencer:innen bereits von globalen Brands wie IKEA, Chanel, Diesel oder Calvin Klein gebucht. Auch unsere stichprobenartigen Insight-Checks ausgewählter Profile zeigen, dass der Anteil bezahlter Werbekooperationen sich ähnlich wie bei den menschlichen Influencer:innen entwickelt. Zum Beispiel:

Für Marken vorteilhaft ist sicherlich, dass sie bei den virtuellen Influencer:innen ebenfalls große Reichweiten erzielen können und darüber hinaus sehr starken Einfluss und Kontrolle über die Produktinszenierung sowie die zu kommunizierende Empfehlung haben. Sie laufen auch nicht Gefahr, dass ihre Kooperation durch unbedachte Handlungen oder Äußerungen der virtuellen Influencer:innen aus dem Ruder läuft und so negative Schlagzeilen drohen denn es wird ja alles kontrolliert inszeniert. Damit diese Inszenierung aber auch von der Community akzeptiert wird, braucht es starke, interessante Geschichten  erst dann sind die künstlichen Lebenswelten für Markenkooperationen interessant.

Virtuell vs. real – wer wird in Zukunft das Rennen machen?

Gewiss lassen sich nicht alle Produkte, Dienstleistungen und Services durch virtuelle Influencer:innen optimal vermarkten. So können etwa die Platzierung von ehrlichen Produktreviews und persönliche Produkterfahrungen von den Kunstfiguren nicht erwartet werden (z. B. das Kommunizieren von Empfindlichkeiten, wie Hautverträglichkeiten bei neuen Kosmetikprodukten etc.). Generell muss bei Integrationen von virtuellen Influencer:innen immer entschieden werden, ob sie die Unternehmenswerte und Kommunikationsziele der Marke authentisch vertreten können.

Menschliche Influencer:innen müssen aktuell noch keine Existenzängste aufgrund virtueller Kolleg:innen haben.

Katrin Joppig, Influencer Marketing Specialist

Kooperationen mit virtuellen Influencer:innen sind darüber hinaus in Planung und Produktion zeit- und kostenintensiver – auch wenn es hier inzwischen ebenso die Klassifizierung von Mikro-, Midi- und Makro-Influencer:innen mit unterschiedlichen Kostenstufen gibt. Menschliche Influencer:innen bieten zusätzlich noch die Vorteile, dass sie sehr kurzfristig in Kooperationen integriert werden können und dass sie – zumindest Stand heute – bei Live-Formaten spontaner reagieren können. Aber auch hier wird die Technik sicherlich immer besser und es bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt.

Menschliche Influencer:innen müssen aktuell also noch keine Existenzängste aufgrund virtueller Kolleg:innen haben. Dennoch sollte man virtuelle Influencer:innen zukünftig im Auge behalten, denn sie bieten für Marken neue Möglichkeiten, sich zu präsentieren. Und Fakt ist: Wer jetzt auf virtuelle Influencer:innen setzt, dem ist Aufmerksamkeit auf alle Fälle garantiert. Denn diese Art des Influencer-Marketings ist, zumindest in Deutschland, aktuell noch nicht weit verbreitet.

Über die Autorin

Katrin Joppig ist Influencer Marketing Specialist und bringt seit knapp 10 Jahren Marken mit Influencer:innen zusammen. Am Münchner Standort von fischerAppelt entwickelt sie mit ihrem Team Influencer-Strategien und Kampagnen für verschiedenste B2B- und B2C-Kunden.