Nicole Mommsen und der Bahnsinn Riedbahn

Ihr Job ist hart, herausfordernd, aufregend: Nicole Mommsen ist Kommunikations- und Marketingchefin der Deutschen Bahn. Unendliches Story-Universum, hochtourige PR-Maschine, permanentes Shitstorm-Opfer – die Bahn ist alles, aber nie langweilig. Ein „Monsters of Content Marketing“ - Gespräch über ein Hero-Projekt mit hohem Risiko, ein Erweckungserlebnis für Deutschland – und eine Grundschule voller Hubschrauber.

Nicole Mommsen strahlt: „Als eine Kollegin, die schon lange da ist, sagte: ‚Sowas gabs noch nie, soviel Wumms, so viel Kampagne um eine Baustelle‘, da habe ich mich schon sehr gefreut.“ Die Kommunikations- und Marketingchefin der Deutschen Bahn ist noch kein Jahr im Amt und abgesehen vom Verspätungs- und Empörungsgrundrauschen, mit dem sich die Bahn immer auseinandersetzen muss, bestimmt besagte Baustelle ihren Job: Es dreht sich bei der DB derzeit alles um die Riedbahn.

Was das ist? Jene meistbefahrene Bahnstrecke der Republik zwischen Frankfurt und Mannheim, die durch ein Gebiet in Hessen namens Ried führt und daher ihren Namen erhielt. Die Strecke war sanierungsbedürftig und für einen Gutteil der Verspätungen im ganzen Land verantwortlich. Also entschied sich die Bahn, direkt nach der Fußball-EM die Sanierung zu starten. Mit einer Vollsperrung. Generalsanierung nennt sich das. Sie soll in zügigen 5 Monaten abgeschlossen sein. Gab es so noch nie – und so viel PR und Content rund um eine Sanierung gab es auch noch nie.

Es gibt alle zwei Wochen Pressetermine auf der Baustelle. Es gibt ein ambitioniertes Filmprojekt, eine Documentary („Bahnsinn Riedbahn: Eine deutsche Baustelle“), deren erste Episoden schon draußen  sind. Schließlich produziere das Projekt nicht nur Stories, sondern auch „geile Bilder“. Es gibt ein riesiges Kommunikationsteam mit bis zu 40 Leuten für das Mega-Projekt, jede Menge Content für die interne Kommunikation und fortwährend News für die externe. Und all das wirkt. Die Riedbahn kennt auf einmal im Land jeder bzw: „80 Prozent, das ist sensationell“, wie Nicole Mommsen sagt.

Es wird quasi jeder Bauschritt in der Öffentlichkeit ausgebreitet. „Offensive, transparente Kommunikation mit eigenen Themen, die wir setzen, dafür stehe ich“, sagt Nicole Mommsen im Podcast. „Als ich vom Riedbahn-Projekt gehört hab, habe ich gleich gesagt: ‚Da müssen wir mit raus. Mit Mut, mit Begeisterung‘.“ Und daher wird auch mit einer Selbstironie kommuniziert, die man so von der Bahn nicht kannte. Beispielweise wenn im Film betont wird, dass „84,7 Millionen Menschen darauf warten, dass wir scheitern“.

Dass der volle Fokus auf ein Projekt, von dem Bauexperten sagen, dass es so nicht klappen kann, ein Risiko ist, ist der Kommunikationschefin bewusst. Aber sie sagt: „Dieses Land braucht Risiko und Risikobereitschaft – und die Bahn braucht es auch.“ Die Riedbahn sei daher auch ein „ganz wichtiger Moment für das Land“, könne gar Erweckungserlebnis und „Turning Point“ für die kriselnde Republik werden.

Warum gerade der Film für die Bahn-Seele wichtig ist, wie Mitarbeitende zu Helden gemacht werden und wie die DB das Ganze bei den nächsten Strecken-Sanierungen weiterdrehen will. Das und mehr verrät Nicole Mommsen in der neuen Folge der „Monsters of Content Marketing“ .

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