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Im Zeitalter der Heartificial Intelligence
Wir zur Lage der Kommunikation – alles tbd. Heute: Rena Alfonsi über das Zusammenspiel von KI und Kreativität.
Werden bald Maschinen unsere kreativen Jobs übernehmen? Wohl eher nicht. Viel eher werden Künstliche Intelligenz und Kreativität in Zukunft Hand in Hand gehen. Was KI in der Content Produktion aller Kommunikationsbereiche leisten kann und wo menschliche Kreativität unerlässlich bleiben wird.
Kreativität und künstliche Intelligenz – auf den ersten Blick scheint sich das zu widersprechen: KI ist maschinell, Kreativität menschlich. KI lernt auf Basis von Dagewesenem und „imitiert“ dann. Kreativität wiederum lebt von Innovation. Wenn man genauer hinsieht, muss man jedoch festhalten: Kreativität ist – selbst wenn das immer wieder konstatiert werden mag – nicht einfach nur Zufall oder ein Geistesblitz oder gar angeborenes Talent. Auch sie setzt an einem Punkt an, ist sozusagen ein Stück weit kontrolliert oder gesteuert. Und sie basiert auf Erlebtem, das man unterbewusst adaptiert. Kreativität scheint also eine größere Schnittmenge mit künstlicher Intelligenz zu haben, als man zunächst annehmen möchte. Und hier liegt dann auch die große Chance für die Kommunikation: Daten und KI, allgemein toolbasiertes Arbeiten kann Kreativität lenken. Dann sind KI und Kreativität plötzlich keine Konkurrenzten mehr, sondern ergänzen sich sinnvoll.
Der Koexistenz gehört die Zukunft
In Bereichen wie beispielsweise der automatisierten Übersetzung leistet die KI schon enormes. Die Zeiten, in denen ein Online Translator das grausamste Kauderwelsch ausgespuckt hat, sind selbst bei Browser-Anwendungen fast Geschichte – wenn man die richtigen Anbieter findet, wohlgemerkt. Die Anwendungen lernen aus den angefragten Übersetzungen kontinuierlich dazu und sind mittlerweile in der Lage, kontextuierte Übersetzungen zu liefern. Nachjustieren nur noch in Einzelfällen. Spannend sind auch die gelungenen Kollaborationen von KI und menschlicher Kreativität in Kunst und Musik, wie bei der US-Künstlerin Holly Herndon. Sie kreierte mit Kolleg:innen ihre ganz eigene Künstliche Intelligenz, die sie kontinuierlich mit Stimmen füttert und das eigens erbaute System liefert daraus ganz neuartige Gesangsensembles liefert. Dabei macht Herndon aber einen ganz entscheidenden Punkt: „Wichtig ist es, eine KI verantwortungsvoll zu erziehen. Ihr Blick auf die Welt ergibt sich daraus, was wir als Eltern ihr beibringen.“
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Wir selbst sind die Erschaffer:innen der KI, wir füttern sie, wir wenden sie an.
Koexistenz ist und muss also die Zukunft sein: Menschliches Herz und Hirn treffen auf künstliche Intelligenz und Machine Learning. Maschinen beschleunigen Recherche- und Produktionsprozesse, machen auch Performances vorhersagbar, lenken menschliche Kreativität sozusagen stärker und machen sie „effektiver“ – aber niemals obsolet. Das ist zusammengefasst der Gedanke hinter unserem „Heartifficial Intelligence“-Ansatz. Ein Beispiel: Ein guter Art Director weiß auf Basis seiner Erfahrung und seines Talents, welche Art von Kreation es für ein bestimmtes Projekt benötigt. Mit Hilfe von Neuroflash zum Beispiel kann er künftig vorhersagen, ob seine Kreation performen wird und – bei wem.
Was Big-Data- und KI-Tools schon heute leisten
Wer jetzt denkt, hier wird Schnee von gestern aufgetaut: Toolbasierte Datenanalysen am Anfang des Kreations- und Produktionsprozesses sind schon länger im Einsatz, – das ist richtig. Wir alle kennen Social Media Listening Tools, die das Web, Foren und Social-Media-Plattformen nach Keywords durchforsten und Daten verdichten. Und nicht nur retrospektive Analysen sind möglich, sondern auch prospektive Vorhersagen über die Performance digitaler Inhalte. Im SEO-Bereich ist das schon gelernt. Und auch im Social-Media-Bereich ist das Dank KI mittlerweile möglich. Tools – wie etwa Neuroflash – helfen dann auch konkret bei der Content Produktion, indem auf Basis der Analysen und Vorhersagen organische Inhalte in Echtzeit optimiert werden können. Und das ist nur ein Tool-Beispiel, in dem Big-Data- und KI-Nutzung die Basis bilden für menschliche Kreativität. Natürlich sind entsprechende Tools auch bei weniger kreativen Aufgaben wie der Content Distribution, der Risikoprävention oder dem Kampagnenmanagement im Einsatz. Wer jetzt Angst hat, dass bislang von Menschen ausgeübte Jobs künftig komplett von Maschinen übernommen werden, dem sei diese Angst genommen. Wir selbst sind die Erschaffer:innen der KI, wir füttern sie, wir wenden sie an. Was mit SEO längst gelernt ist, sollte sich auch bei der KI-Evolution etablieren.
KI-Potenziale schlagen Risiken
Künstliche Intelligenz hebt Kreativität im digitalen Content Bereich ganz klar auf ein anderes Level. Wir können schneller Bild, Bewegtbild und Text produzieren und gezielter und somit effektiver ausspielen. Am Ende des Tages werden wir effizienter innerhalb des gesamten digitalen Content Life Cycles. Natürlich gibt es auch Watchouts: KI kann und wird auch negativ eingesetzt, etwa bei Deepfakes – also in Echtzeit gefälschten Audio- und Videoinhalten, die vor allem im News Kontext gefährlich sind. Noch gefährlicher wird es, wenn dann auch noch KI-gestützte Bots für die Distribution dieser Fake News eingesetzt werden. Das darf uns jedoch nicht davon abschrecken, uns mit künstlicher Intelligenz und ihrem Nutzen auseinanderzusetzen. Nur, wer das macht, kennt Stärken und auch Schwächen – und verliert unbegründete Ängste und Bedenken.
Über die Autorin
Rena Alfonsi ist Director Social Media und leitet in Hamburg das Social Media Team. Ausbrechen, Perspektiven wechseln, reinfühlen, nachempfinden, Fragen stellen, nachdenken – seit 10 Jahren beschäftigt sie sich intensiv damit, wie Zielgruppen ticken und weiß daher genau, welche Inhalte das Zeug haben, zu begeistern. Bei fischerAppelt entwickelt sie gemeinsam mit ihrem Team maßgeschneiderte Content Strategien für verschiedenste B2B- und B2C-Kunden. Dabei hilft ihr tatkräftig: Hündin Leni – immer mit dabei.